Actinidia deliciosa

(Actinidia chinensis), Chinesicher Strahlengriffel, Kiwi, Zespri

Actinidia deliciosa ist erst seit wenigen Jahren als eigenständige Art benannt. Bis dahin galt sie als Varietät von Actinidia chinensis.

Schlingende Kletterpflanzen, robust, optisch attraktiv, Obst tragend.

 

Kiwis - Beeren von Actinidia deliciosa

Früchte von Actinidia deliciosa

Es handelt sich um eine schlingende Beerenobstpflanze, deren Früchte als Kiwis bekannt sind. Umgangssprachlich werden inzwischen verschiedene Actinidia-Arten „Kiwi“ genannt. Sie stammen ursprünglich aus China, wo diese Kletterpflanzen bereits seit über 2500 Jahren kultiviert werden. Als näheres Herkunftsgebiet von Actinidia chinensis (großfruchtig, behaart) wird das Yangzi-Tal genannt.

Der Import Kiwis (Früchten von Actinidia chinensis; heute deliciosa) nach Europa erfolgte anfangs aus Neuseeland, wo Pflanzen aus chinesischen Samen erstmalig etwa 1910 fruchteten. Damals hießen Kiwis noch „Chinesische Stachelbeere“, bzw. „Chinese gooseberry“. Der kommerzielle Anbau von Kiwis in Neuseeland wird auf etwa 1940 datiert. Heute werden die gut lagerfähigen Frütche immer noch von dort bezogen, allerdings ist inzwischen Italien das wichtigste Erzeugerland für Europa. Seit die Früchte nördlich und südlich des Äquators produziert werden, sind sie ganzjährig verfügbar.

Der Name „Kiwi“ gibt einen Einblick in die Kunst des Marketings. Er entstand 1959 angeblich, weil eine gewisse Ähnlichkeit der Actinidia-Früchte mit einem straußenverwandten, neuseeländischem Vogel gleichen Namens bestehen soll. Dieser flugunfähige, nachtaktive Vogel ist das Wappentier Neuseelands. Die Namensgebung – eigentlich für die Früchte – soll vor allem auf verkaufs- bzw. werbestrategischen Überlegungen beruhen. Es heisst aber auch, dass die Früchte anfangs in Kisten exportiert wurden, die die Aufschrift „Fruit from the Kiwiland“ trugen…. In jedem Fall dürfte es zutreffen, dass man seinerzeit europäische und amerikanische Käufer nicht mit einem Namen konfrontieren wollte, der auf China als Herkunftsland schließen ließ.

Bezüglich des umgangssprachlichen Fruchtnamens ist vielleicht das letzte Wort noch nicht gesprochen – 1996 haben die neuseeländischen Kiwierzeuger sich weltweit den Namen „Zespri“ für neue gelbfruchtige Kiwis (Kiwi Gold) schützen lassen. Das wurde für nötig erachtet, weil die Bezeichnung „Kiwi“ von jedem Anbieter ganz verschiedener Früchte (legal) genutzt wird. Mit den Schutzrechten soll erreicht werden, dass „Zespris“ eindeutig und anhaltend als neuseeländische „Goldkiwis“ identifiziert werden.
Der ursprüngliche chinesische Name „Yang Tao“ scheint außerhalb Chinas weitgehend unbekannt zu sein.

Fassadenbegrünung mit Kiwi an räumlichen und flächigen Kletterhilfen

Fruchtende Fassadenbegrünung mit einem Paar Actinidia deliciosa an räumlichen und flächigen Kletterhilfen zur sommerlichen Verschattung von Türen und Fenstern

Blüte der Kiwi (weiblich)

Blüte der Kiwi (weiblich)

 

rein weibliche Blüte (Narbe erkennbar)

rein weibliche Blüte (Narbe erkennbar)

 

rein männliche Blüte

rein männliche Blüte

 

Stamm von Actinidia chinensis Durchmesser unten ca. 12 cm. Gepflanzt 1987

Stamm von Actinidia chinensis Durchmesser unten ca. 12 cm. Gepflanzt 1987

Die bekanntesten fruchtenden Sorten von Actinidia deliciosa heissen ‚Atlas‘, ‚Hayward‘, ‚Jenny‘ und ‚Starella‘ und natürlich o.a. KiwiGold, bzw. Zespri. Inzwischen soll es auch Kiwi-Früchte mit rötlichem Fruchtfleisch geben. Angeblich ist die Kultivierung von Actinidia deliciosa nur mit intensiven chemischen Pflanzenschutzmaßnahmen möglich. Entsprechend hoch sind die zulässigen Belastungen mit Bestandteilen von Pflanzenschutzmitteln angesetzt. Allerdings ist mir in meiner Praxis noch kein Fall bekannt geworden, wo hierzulande an Fassaden fruchtende (grüne) Kiwis irgendwelcher Pflanzenschutzmittel bedurft hätten.
Diese Art ist (wie alle Kiwis außer Aktinidia polygama) zweihäusig, d.h. paarweise (bzw. mindestens ein männliches Exemplar für bis fünf [ggf. bis max. sieben] fruchtende Exemplare) zu pflanzen, wenn Früchte (handelsübliche Kiwis) gewünscht werden. Allerdings wird Actinidia deliciosa (insbesondere die Sorte ‚Jenny‘) vom Handel als „selbstbefruchtend“ angeboten. Ggf. handelt es sich dann um zwittrige Auslesen. Aber auch bei diesen lässt sich i.d.R. der Ertrag durch Beipflanzung eines „Männchens“ verbessern.

Die Früchte sind schmackhaft, vitaminreich und (hoffentlich) etwas größer als ein Hühnerei. Der Ertrag und die Qualität sind stark von Klima und Standort abhängig. In günstigem (wärmerem, sonnigem) Klima ist ein vollsonniger Standort nicht erforderlich.
Aktinidia deliciosa (chinensis) ist spätfrostgefährdet. Dabei leidet vor allem das junge Laub (nur in Ausnahmefällen Blüten), das aber i.d.R. kurzfristig erneuert wird. Auch wenn ein „traurig“ anzusehender Spätfrostschaden an einer Actinidia deliciosa auftritt, ist im gleichen Jahr erfahrungsgemäß (hier Klimazone 7b) eine fast normale Ernte möglich. Sowohl das dunkle großblättrige Laub, als auch die weißen bis cremefarbenen Blüten von Actinidia sinensis und A. deliciosa bezeichne ich als attraktiv und zähle diese Art zu den besonders empfehlenswerten Kletterpflanzen für größere Begrünungen an der Fassade oder einem soliden Klettergerüst (Pergola/Laube). Allerdings muss eine intensivere Pflege (Schnittmaßnahmen) gewährleistet sein.

Für eine gute Fruchtqualität von Actinidia deliciosa empfehlen sich Sommer- und Winterschnitt. Der Winterschnitt sollte frühzeitig erfolgen, da die Pflanzen sonst stark bluten. (Aus Schnittstellen kann es mehrere Tage (Wochen) tropfen.) Man entfernt zu dicht stehende Triebe und mehrjähriges Holz und kürzt die Jungtriebe aus dem Vorjahr um mindestens zwei Drittel. Im Sommer (August bis früher September) sollten die Fruchttriebe bis auf einige Blätter nach der äußersten Frucht gekürzt werden. Sind zahlreiche Früchte gebildet, kürzt man den Trieb auf fünf bis sieben Früchte. Häufig wird ein solcher Sommerschnitt auch deshalb unvermeidlich, weil die Pflanzen weite Überhänge bilden und lange Triebe unter ihrem Gewicht abbrechen können.
Der Schnitt an männlicher Actinidias (Kiwis) kann sich im Wesentlichen nach der gewünschten Wuchsform richten. Allerdings sollte insbesondere beim Winterschnitt nicht so rabiat geschnitten werden, dass die Blüte gefährdet wird. Das gilt insbesondere, wenn mehrere weibliche Kiwipflanzen von ihr befruchtet werden sollen.

Actinidia deliciosa (chinensis) erreicht üblicherweise ca. 10 m Wuchshöhe, ggf. bei strikter Aufleitung auch mehr. Sie ist sehr starkwüchsig und triebstark, also eine relativ schwere Kletterpflanze. Mit Fruchtbehang kann eine wesentliche Gewichtszunahme verbunden sein – aus Düsseldorf wurde mir von einem Ertrag um drei Zentner (150 kg) von zwei Pflanzen berichtet. Das deckt sich mit Literaturangaben wonach eine Pflanze bis ca. 1000 Früchte tragen kann. Actinidia deliciosa ist demnach der Lastklasse IV zuzuordnen. Als Kletterhilfen für diese Schlingpflanze eignen sich primär vertikal orientierte Rechteckstrukturen mit Feldweite von 30 cm x 45 cm bis 45 cm x 70 cm besonders gut

In Fachkreisen gelten Actinidia deliciosa/chinensis als sogenannte „Starkschlinger“, die ähnlich Wisteria oder Celastrus durch Dickenwuchs hohe pflanzenverursachte Kräfte auf Kletterhilfen ausüben. Diese Ansicht teile ich aufgrund eigener Erfahrungen nur teilweise, denn ich beobachte nur vergleichsweise geringe Verformungen durch Triebe dieser Art. An meinerseits empfohlenen Kletterhilfen ist bei vorausschauender Leitung der Triebe erst ab etwa 8 cm Triebdicke mit Verformungen zu rechnen. Bei solchen Dimensionen empfiehlt sich ohnehin eine Verjüngung.

Die Literatur macht keine Angaben zum Phototropismus, eine negative Orientierung nachwachsender Triebe scheint vorhanden zu sein.

Standzeiten über 100 Jahre sind sehr wahrscheinlich – es gibt mächtige Exemplare, denen ein Alter von mehreren Jahrhunderten nachgesagt wird.

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Actinidia deliciosa an einer sonnigen Mauer

Teil der „Kiwiplantage“ des Klosters Neuburg bei Heidelberg im Frühjahr 2010. Die Pflanzung an völlig unzulänglichen Kletterhilfen wird leider nicht mehr fachrecht gepflegt.